Was ist Stress?
Eines der großen Themen unserer modernen Gesellschaft ist Stress, aber was ist Stress denn eigentlich. Der Begriff Stress wurde durch Hans Selye (1936, zit. nach Lazarus & Folkman, 1984) erstmals als körperlicher Zustand unter Belastung definiert (https://de.wikipedia.org/wiki/Stress abgerufen am 14.11.2017). Dabei muss uns bewusst sein, dass Stress und seine Auswirkungen natürliche Prozesse sind, die für unser Überleben von großer Bedeutung sind. All die Abläufe und Funktionsmechanismen in unserem Körper haben sich über die Jahrtausende entwickelt. Angepasst an die Lebensumstände sicherten diese Mechanismen unser Überleben. In den letzten Jahrhunderten veränderten sich die Bedingungen und Anforderungen, die uns umgeben, allerdings rasant. Eigentlich müssten wir sagen, dass unsere Software nicht mehr auf dem aktuellen Stand ist.
Auf der Jagd
Gehen wir gedanklich einmal ein paar tausend Jahre zurück. Das beschaffen von Nahrung war eine der Hauptaufgaben. Der Jäger zog, auf der Suche nach Wild, mit Pfeil und Bogen durch die Wälder. Er war aufmerksam aber noch nicht fokussiert, bis er etwas wahrnahm, was eine potentielle Beute sein konnte. In diesem Moment änderten sich seine physiologischen und psychischen Modi. Sein Körper stellte sich auf Jagd ein. Es könnte aber auch sein, dass seine Wahrnehmung ihm Gefahr signalisierte. Innerhalb von Sekundenbruchteilen reagierten sein Körper und Geist auf diese Veränderung und setzten eine Kaskade von physischen und psychischen Mechanismen in Gang.
Was passiert bei Stress?
Nach der Wahrnehmung der veränderten Umgebungsbedingungen stellt sich der Organismus darauf ein, adäquat auf die Veränderungen reagieren zu können. Dabei kennt unser Organismus 3 Reaktionsmuster, auch bekannt als „fight or flight“.
Angriff
Flucht
Erstarren
Durch die vermehrte Ausschüttung von Botenstoffen wie z.B. Adrenalin und Cortisol wird…
- Atem- und Herzfrequenz sowie der Blutdruck erhöht.
- Fett und Zucker vermehrt ins Blut ausgeschüttet.
- Blutgerinnungsfaktoren erhöht.
- der generelle Muskeltonus (Anspannung) erhöht.
- die Immunabwehr heruntergefahren.
- Heilungsprozesse verlangsamt bzw. angehalten.
Ähnlich verhält es sich bei der oben genannten Jagdsituation. Beim erspähen der potentiellen Beute reagiert unser Körper mit Anpassungen, die wir nicht bewusst steuern müssen. Das Blickfeld wird enger und die Körperhaltung richtet sich zum Ziel aus.
Modernes Leben alte Software – Stress
Da die Beurteilung der Umweltsituation nicht von unserem rationalen Denken gesteuert wird, bleiben auch die körperlichen Veränderungen unbemerkt. Wir haben so gut wie keinen bewussten Einfluss auf das limbische System in unserem Gehirn – doch hier wird die Situation beurteilt und die Reaktionsmuster ausgelöst. Für den Jäger der Frühzeit war die Jagdsituation von kurzer Dauer. Das Wild konnte fliehen oder der Jäger hat getroffen. Auf alle Fälle lösten sich die organischen Anpassungen wieder auf. In unserer modernen Arbeitswelt sind wir aber oft wie Jäger, die über mehrere Stunden ihr Ziel anvisieren und so bleiben auch die Reaktionsmuster für diese lange Zeit erhalten.
Was wir Krankheit nennen ist meist die Heilung
Alle oben beschriebenen Reaktionsmuster auf Stress sind an den Sympathikus geknüpft. Durch die Ausschüttung von Cortisol werden zum Beispiel Heilungsprozesse gehemmt. Heilung findet statt, wenn wir uns in einem parasympathischen Modus befinden. Kennen Sie das? Sie sind sehr beschäftigt und die Woche nimmt Sie voll in Anspruch. Endlich Wochenende, Zeit zu entspannen. Aber was passiert – Sie werden krank. Kopfschmerzen, Magen- Darm-Probleme, oder dergleichen. Eigentlich sind die Faktoren für die körperlichen Beschwerden schon die ganze Zeit da. Sie werden nur durch die Stressreaktionen unterdrückt. Wechseln Sie nun in einen Modus, in dem ihr parasympathisches System wieder an Einfluss gewinnt, beginnt ihr Körper mit dem Heilungsprozess. Diesen Heilungsprozess nehmen wir dann als „Ich bin krank“ war.
Stressbewätigung – Was kann ich tun
Es gibt kein pauschales Rezept bei Stress, aber es gibt eine Vielzahl von Möglichkeiten, Einfluss zu nehmen. An dieser Stelle möchte ich nur eine nennen. Wir sollten versuchen wieder einen Rhythmus zu finden. Ein Rhythmus aus Aktiv und Passiv, aus Sympathikus und Parasympathikus, oder aus Yang und Yin. Dabei bringt es uns wenig wenn der Rhythmus aus 16 Wochen (Arbeit, Aktion) und 2 Wochen (Urlaub, Entspannung) besteht. Selbst ein Rhythmus aus 8 Stunden zu 8 Stunden, wie er an einem Arbeitstag sein könnte, entspricht nicht unserer Natur. Desto feiner unser Rhythmus wird desto wohler werden wir uns fühlen. Aber das müssen wir erst wieder lernen.